Euro 2024, Summerblues und «Em Bebbi sy Jazz» – Für die Fans ein Highlight – aber auch für Kriminaltouristen
Das EM-Fieber hat uns mal wieder voll erfasst. Und viele in der Region stehen voll auf das Gemeinschaftserlebnis «Public Viewing». Leider trifft dies auch wieder auf die Langfinger-Fraktion zu. Für sie ist dies eine Top-Gelegenheit, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Die EM-Parties sind für einige Kriminaltouristen und Diebesbanden sogar das «Saison-Highlight» in diesem Sommer 2024.
Einige sprechen abschätzig von «Rudelgucken mit Mode-Fans». Andere bezeichnen Public Viewing als Gemeinschaftsevent. Tatsache ist, dass Public Viewing auch in diesem Sommer sehr beliebt ist. Viele Tausend begaben sich während der EM-Vorrunde in die Bars, Restaurants und angesagten Plätze, um dem Gemeinschaftserlebnis beizuwohnen. Und nach der Qualifikation der «Nati» für die Achtelfinals wird es mindestens noch eines dieser grossen Public Viewing Abende mit Schweizer Beteiligung geben. Und aufgrund unserer demografisch vielseitigen Bevölkerungsstruktur kommen auch viele an die Public Viewings, wenn auch andere Mannschaften spielen, die hierzulande viele Anhänger mobilisieren. Experten sagen, dass sich das Medienverhalten stark verändert habe und dies beim Sport-Gucken speziell feststellbar sei. Man schaue ja auch lieber ein Konzert in Begleitung und mit vielen Anwesenden als etwa alleine oder zuhause. Das Zusammensein, das Ambiente und bei einigen auch die Spiele selbst sind die Triebfedern dafür, zum Public Viewing zu gehen.
Aber Achtung: Es gibt auch andere Beweggründe, sich unter die feiernden Leute zu mischen. Speziell die Langfinger und Trickbetrüger-Banden sind gut vorbereitet und gerüstet und nutzen diese Gelegenheit, um ihrem verwerflichen Tagwerk nachzugehen. Die Euro 2024 könnte sogar DAS Highlight des Jahres sein für Langfinger – noch mehr als die Weihnachtszeit. Denn besonders im Sommer wird den Trickdieb-Banden das Klauen erleichtert: Aufgrund der leichten Kleidung und weniger Stauraum in den Jacken ist der Zugriff auf die Wertsachen für viele geschickte Diebinnen und Diebe ein Kinderspiel. Manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nicht selten werden hierfür sehr geschickt agierende Minderjährige eingesetzt, zumeist von «Kriminaltouristinnen und Kriminaltouristen». Basel ist da leider ziemlich exponiert aufgrund der geografischen Lage und der «Beliebtheit» bei den Kriminaltouristen-Banden.
Je dreister, desto unerwarteter…
Es wird zwar Jahr für Jahr sensibilisiert und gewarnt, aber die trickreichen Betrügerinnen und Betrüger lassen sich immer wieder etwas einfallen. Während WM- und EM-Turnieren mit Menschenansammlungen, aber auch an Grossevents wie «Em Bebbi sy Jazz» und «Summerblues» natürlich erst recht. Nach dem Motto «Tasche zu und Augen auf!» warnt die Polizei regelmässig seit Jahren während den grösseren Events in der Region, denn das Vorgehen einzelner Banden wird immer dreister. Sie seien absolute Profis, warnen beispielsweise die Zuständigen der Kriminalprävention der Basler Polizei. Zu den organisierten und oftmals aus dem Maghreb und Osteuropa stammenden Banden gehören nämlich auch immer öfter Kinder und junge Frauen. Sie sind speziell auf Ablenkungsmanöver geschult. Besonders effizient an Public Viewings ist der Missgeschick-Trick: Passanten werden von den Trickdieben scheinbar ungewollt angerempelt. Zeitgleich werden die Kleider der Passanten durch die Diebe mit Speisen beschmutzt. Dabei wird das Opfer mit Bier, Pommes, Senf, Ketchup oder einem sonstigen Getränk bekleckert und beim wortreichen Reinigungsversuch bestohlen. Dabei kommt es paradoxerweise sogar vor, dass man sich sogar noch für das Missgeschick entschuldigt, während man um seine Wertsachen entledigt wird.
Ablenkungsmanöver erkennen
Die Kriminalprävention rät deshalb, sich nicht ablenken zu lassen. Oft wird man von den Langfingern genau zu einem bestimmten Zeitpunkt des Rempelns beschuldigt oder es wird beleidigt in der Hoffnung, dass man reagiert und einen Moment nicht aufpasst. Leichte Beute hätten die Taschendiebe vor allem auch, wenn man gebannt auf das spannende Spiel schaut und den Fokus voll und ganz beim Geschehen auf der Grossleinwand hat. Die Trickdieb-Banden sind genau geschult beim «Durchscannen» jener potenzieller Opfer, die besonders unter dem Eindruck der Spannung im Spiel stehen. Sie erkennen auch, wann jetzt eine speziell kritische Spielsituation herrscht und man total abgelenkt ist.
Es gibt einige einfache Massnahmen, um das Risiko zu minimieren wie beispielsweise Umhänge- und Handtaschen vorne und nah am Körper zu tragen. Beim Public Viewing sollte nur das Notwendigste an Bargeld oder Zahlungskarten dabei sein und Geld sowie Papiere getrennt in verschiedenen verschlossenen Innentaschen tragen. Handtaschen sollten stets geschlossen und mit dem Verschluss am Körper getragen werden. Ausserdem: Die PIN der Kreditkarten sollte niemals im Portemonnaie und schon gar nicht auf der Zahlungskarte notiert werden. Passiert es dennoch, kann man die Straftat bei der Polizei anzeigen, die auf vielen Weihnachtmärkten präsent ist. Um sich bei einem Diebstahl vor Abbuchungen zu schützen, sollten alle Bankkarten über die entsprechenden Service-Nummern der Banken und Institute umgehend gesperrt werden. Opfer sollten in den nächsten Wochen dann auch sorgfältig ihre Kontobewegungen im Auge behalten und unrechtmässige Lastschriften zurückbuchen lassen.
JoW
Nützliche Tipps
- Nehmen Sie nur so viel Bargeld mit, wie Sie benötigen oder ausgeben wollen. Hohe Beträge sollten per Rechnung oder mit der Kreditkarte beglichen werden. Informationen zum bargeldlosen Zahlungsverkehr erteilt jede Bank.
- Tragen Sie Notizzettel mit Codes von Kreditkarten etc. nicht zusammen mit Bank- und Kreditkarten oder Ausweisen im Portemonnaie. Schreiben Sie die Kodes auf keinen Fall auf die Bankkarten. Melden Sie den Verlust von Zahlungskarten unverzüglich der jeweiligen Ausgabestelle.
- Beim Geldbezug ab Bancomat ist eine gesunde Portion Vorsicht geboten. Es empfiehlt sich, gut zu beobachten, ob sich verdächtige Personen in der Umgebung aufhalten. Täter beobachten mit Vorliebe ältere Leute und versuchen, ihnen später das Geld mittels Trickdiebstahl abzunehmen.
- Vorsicht im Gedränge auf Plätzen, an Haltestellen, in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs, in Bahnhöfen oder Einkaufszentren. Taschendiebe sind an solchen Stellen besonders aktiv.
- Ein Phänomen neueren Datums ist, dass die Täter ihre Opfer anrempeln und anschliessend den kurzen Moment der Verwirrung nutzen, um die Geldbörse zu entwenden. Die Polizei Basel-Landschaft ruft daher zu Vorsicht in grösseren Menschenansammlungen (beispielsweise an Weihnachtsmärkten), in Fussgängerzonen oder in Einkaufszentren auf.
- Trickdiebe gehen auf «Tuchfühlung». Halten Sie Fremden gegenüber Abstand. Das Entfernen einer absichtlich herbeigeführten Verschmutzung Ihrer Kleider oder eine körperliche Berührung kann ein Ablenkungsmanöver oder ein Trick sein, um an ihr Geld zu gelangen.
- Geben Sie die Brieftasche oder das Portemonnaie beim Bezahlen an den Ständen und Kassen nie aus den Händen oder legen Sie Geldbehältnisse nie auch nur für einen kurzen Moment ab.
- Tragen Sie Ihr Geld mit Vorteil in verschliessbaren Innentaschen. Besonders gefährdet sind Geldbeutel in Gesässtaschen oder Brieftaschen und andere Wertgegenstände in offenen Taschen, Einkaufskörben oder Einkaufswagen.