Die Genussstadt Liestal lädt zu Tisch

    Am 25. September feiert die Genussstadt Liestal den Höhepunkt des Genussjahres. Mit einer langen Tafel mitten in der Rathausstrasse feiert Liestal gemeinsam mit der Bevölkerung den Abschluss der Baselbieter Genusswoche. Der Vorverkauf der begehrten Tickets startet ab sofort im Dichter- und Stadtmuseum. 

    (Bild: zVg) Die Genussstadt Liestal lädt zur Gennusswoche ein.

    Am Sonntag, 25. September wird die Rathausstrasse im Stedtli zur Festtafel: An einer 200 Meter langen Tafel vom Törli bis zum Regierungsgebäude geniessen rund 700 Gäste ein Menu zubereitet mit Baselbieter Spezialitäten. Die Genussstadt Liestal putzt sich zum Höhepunkt der Baselbieter Genusswoche, die vom 15. bis zum 25. September 2016 dauert, heraus. Die 200 Meter lange Tafel ist ein festlicher Anlass für alle. Die Besucher sitzen auf schlichten Festbänken, die Tische sind mit Stoff gedeckt. Gegessen und getrunken wird aus Porzellan und Gläsern. Der Vorverkauf für die 700 Tickets startete am 7. Juni 2016. Tickets à Franken 32.– (Menü ohne Getränke) sind gegen Barzahlung im Dichter- und Stadtmuseum in Liestal erhältlich.

    Um 12 Uhr startet an der bisher ersten Langen Tafel Liestals das Festessen, das ausschliesslich mit Baselbieter Spezialitäten zubereitet wird: Der Hauptgang besteht aus sogenannten «Laubfröschen», Gourmethacktätschli im Mangoldblatt. Dazu werden Urdinkel-Kernotto und glasierte Rüebli serviert. Nach dem Hauptgang versüsst eine Mirabellen-Variation das Festessen. Die Gerichte werden unter der Leitung von Brüderli-Gastronomie vom Restaurant Kaserne gemeinsam mit den Liestaler Restaurants Hotel Engel, Schützenstube, und Mooi herzlich zubereitet und serviert. Für die Erwachsenen gibt es Baselbieter Rot- und Weisswein nach Wahl von der Siebe-Dupf Kellerei, Liestal. Bierliebhabern wird das speziell für die Genusswoche gebraute Bier der Baselbieter Brauerei ausgeschenkt.

    Im Vorfeld der Langen Tafel Liestal findet ein ökumenischer Gottesdienst in der Stadtkirche statt. Um 11 Uhr offeriert die Stadt Liestal im Martinshof einen Apéro mit musikalischer Umrahmung. Stadtmusik und Musiker von Viva Cello – dem legendären Musikfestival, das vom 21. bis 25. September wiederum in Liestal gastiert – werden auch während der Langen Tafel musikalische Leckerbissen zum Besten geben. Den Anlass moderiert Autor Dominik Flammer. Er ist der Verfasser des Buchs «Dinkelreis und Pfefferchirsi» über die alten Baselbieter Spezialitäten.

    Falls am 25. September wegen schlechtem Wetter die Lange Tafel nicht im Freien gedeckt werden kann, werden die Besucher in die Turnhalle Frenkenbündten gebeten. Die Halle versprüht zwar nicht den Charme des Stedtli, dafür sitzt man im Trockenen. Partner der Genusswoche und damit auch der Langen Tafel im Stedtli sind neben der Stadt Liestal Baselland Tourismus, das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain, Sissach, Slow Food, Gastro Baselland, Liestal Tourismus und Swisslos Basel-Landschaft. Die BLKB und die EBL unterstützen die Anlässe als Sponsoren.

    Stadtpräsident Lukas Ott betont die Gastgeberrolle Liestals
    «Liestals Lange Tafel vom Törli bis zum Regierungsgebäude wird ein Volksfest, davon bin ich felsenfest überzeugt», äussert sich Liestals Stadtpräsident Lukas Ott schon jetzt optimistisch. Die ganze Bevölkerung ist eingeladen. Und wenn die 700 Plätze nicht für alle reichen, gibt es nach dem «offiziellen Teil» ab 14.30 bis 18 Uhr Verpflegungsstände im und ums Stedtli. «Das kulinarische Potenzial der Region Basel soll an diesem einmaligen Anlass voll zur Geltung kommen», meint Lukas Ott. Der Stadtpräsident erinnert dabei an die Gastgeberrolle, die die Stadt Liestal während Jahrhunderten als Etappenort über den Hauenstein innehatte. Liestal hat immer auch für die Durchreisenden produziert. «Liestal spricht mit der Langen Tafel sowohl die eigene Bevölkerung wie auch auswärtige Gäste an.» Ohne die Unterstützung der ansässigen Gastronomie, von Baselland Tourismus und des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain in Sissach wären Anlässe wie die Genusswoche und die Lange Tafel für eine Stadt wie Liestal nicht umsetzbar, weiss Ott.

    «Genuss aus Baselland» fördern
    Lukas Kilcher, Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain (LZE) in Sissach, hat mit Unterstützung von Baselland Tourismus und der Stadt Liestal im Vorfeld der Genusswoche die Marke «Genuss aus Baselland» lanciert. Mit dieser Marke soll in Zukunft der Absatz regionaler Produkte und kulinarischer Spezialitäten aus dem Baselbiet gefördert werden. «Im Baselbiet setzen die Bauern, aber auch die Verarbeiter und die Gastronomie auf Qualität und auf Vielfalt», betont Kilcher. Diese Stärken will das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain mit der Marke «Genuss aus Baselland» herausstreichen und bei den Konsumentinnen und Konsumenten bekannter machen. Dass die hier ansässigen Produzenten zu Spitzenleistungen in der Lage sind, zeigte die letztjährige Teilnahme am Wettbewerb der Regionalprodukte in Delémont: Mit 39 eingereichten Produkten wurden 13 Medaillen, davon zweimal Gold, errungen.

    Der Leiter des LZE ist denn auch überzeugt, dass in Zukunft dank «Genuss aus Baselland» vermehrt Bauern, Produzenten und Gastronomen auf spezielle und qualitativ hochstehende Erzeugnisse setzen werden. Davon werden letztlich auch die Konsumenten profitieren. Gemäss Lukas Kilcher stehe man erst am Anfang eines Prozesses, der viele Chancen biete. So mangelt es bis heute an Zutaten für regionale Produkte, die aber weit in die Welt hinausstrahlen: Ricola Laufen zeigt sich beispielsweise interessiert an lokal geernteten Kräutern für die Bonbons aus dem Baselbiet. Um diesem Mangel vorzubeugen hat das LZE zusammen mit dem Bauernverband beider Basel und dem Obstverband im vergangenen Jahr ein «Förderprogramm Baselbieter Spezialkulturen» initiiert. Bis Ende 2015 wurden bereits 24 Teilprojekte zur Prüfung eingereicht.

    Baselland ist nicht nur Kirschenland
    Dass das Baselbiet mehr zu bieten hat als die schöne Landschaft und Kirschen, hat Autor Dominik Flammer während seiner Recherche zum Buch «Dinkelreis und Pfefferchirsi» schnell gemerkt. Die Neuerscheinung aus dem AT-Verlag stellt der Verfasser an der Langen Tafel persönlich vor und ist ab Oktober im Buchhandel erhältlich. Flammer, der sich seit 30 Jahren mit der Geschichte der Ernährung auseinandersetzt, war während seiner Inventarisierung der Basler und Baselbieter Spezialitäten erstaunt über die kulinarische Vielfalt in der Region: «Baselland ist nicht nur Kirschenland, es ist auch das Mirabellenland der Schweiz.» Je nach Saison stammen jährlich zwischen 60 und 100 Prozent der im Inland verkauften Mirabellen aus dem Baselbiet.

    Doch das Baselbiet hat nicht nur Früchte in fester und flüssiger Form zu bieten. Dominik Flammer hebt in seinem Buch auch eine spezielle Getreidetradition hervor, die es so nur im Baselbiet gibt: Kernotto, ein Gericht aus Urdinkel, das wie Risotto gekocht wird. Der Bio-Urdinkel-Kernotto der Steinmühle der Familie Thommen in Eptingen gewann am letztjährigen Wettbewerb der Regionalprodukte in Delémont eine Goldmedaille. Der Autor hatte während seiner Recherchen Kontakt mit 70 bis 80 lokalen Produzenten. Flammer spricht von mehreren Hundert typischen Produkten aus der Region, wovon das Basler Läckerli wohl das bekannteste ist.

    Mit seinen Buchpublikationen und Filmen zum kulinarischen Erbe der Alpen will Dominik Flammer das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Bio- und Produktediversität stärken. «Nur so können Spezialitäten und alte Sorten erhalten werden», weiss der Autor. Das ist auch der Grund, weshalb an der Langen Tafel vom 25. September als Hauptgang «Laubfrösche» serviert werden. Mit Mangold umwickelte Fleischklösse – ein altes Baselbieter Gericht, das heute wohl nur noch wenige kennen. En Guete!

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