Der Weihnachts-Hektik entrinnen

    Zum 50. Mal: Weihnachts-Abendverkauf für Behinderte und Betagte

    Einkaufen, gerade in der Advents- und Vorweihnachtszeit, ist oft hektisch und die Menschenmengen erschweren ein Durchkommen. Am 4. Dezember konnten Behinderte und Betagte ungestört ihre (Weihnachts-)Einkäufe tätigen. Die Basler Woche war mit von der Partie.

    (Bilder: Küng) Heuer fand in der Manor (Greifengasse) der 50. Weihnachts-Abendverkauf für Behinderte und Betagte statt

    Vor 50 Jahren – im Advent des Jahres 1968 – rief die IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel, damals noch unter dem Namen «Invalidenvereinigung beider Basel» (siehe auch Kastenartikel auf der Seite 3), den Behinderten-Abendverkauf ins Leben. Der erste Abendverkauf ging in der damaligen «Rheinbrücke» über die Bühne, seit einigen Jahren wird er im heutigen Warenhaus MANOR durchgeführt. Der Zufall wollte es, dass der 50. IVB-Abendverkauf für Menschen mit Behinderungen wiederum am selben Ort stattfand – und zwar am Dienstag, den 4. Dezember 2018.

    Treue Partner
    Seit Jahrzehnten gehören die Warenhäuser Globus und Pfauen sowie der M-Parc Dreispitz ebenfalls zu den verdienstvollen Partnern des IVB-Behinderten-Abendverkaufs – diesen Geschäften sei von dieser Stelle aus ein grosses Dankeschön ausgesprochen, dass sie die Bedürfnisse von behinderten und betagten Mitmenschen mit dieser Möglichkeit eines ungestörten Abendverkaufes mittragen und sponsern.

    Seit vielen Jahren ist Marcel W. Buess der Direktor der IVB. Ein Mann, der einst ein Lokalradio (Raurach; lang ist es her) gründete. Ein Mann, der medial vielseitig tätig ist – ob als Redaktor von «Standpunkt» oder für andere (Polit-)Publikationen. Und eine Persönlichkeit, die das Gesicht der IVB ist und mit Aktionen die Öffentlichkeit aufmerksam macht, damit Behinderte und Betagte keine Randgruppe mehr sind; sondern vollwertige Mitglieder einer Gesellschaft, die nur so stark sein kann wie deren schwächste Mitglieder in der Kette.

    IVB-Präsident Marcel W. Buess begrüsste die Teilnehmenden anlässlich des 50. Weihnachs-Abendverkaufes der IVB

    «In diesem Jahr durften wir das Warenhaus MANOR an der Greifengasse im ‹minderen Basel› (Kleinbasel) besuchen. Und dies fernab von der vorweihnächtlichen Einkaufshektik – dies alles in einer ruhig-besinnlichen Atmosphäre. Unsere Mitglieder konnten in aller Ruhe, ohne Gedränge, auf allen Etagen ihre Einkäufe tätigen. Stets geduldig beraten vom kompetenten MANOR-Personal. Ihnen allen, mit Direktor Alain Bücheli an der Spitze, sprechen wir unseren herzlichsten Dank aus», so Marcel W. Buess im Gespräch mit der «Basler Woche».

    Polit-Grössen und Prominenz
    Auch heuer standen diverse Samaritervereine im Einsatz. Und die IVB organisierte selbstverständlich einen kostenlosen Abholdienst und Rückkehr-Transport für all jene Teilnehmenden, welche die öffentlichen Verkehrsmittel nicht selbständig benutzen können. Zur Feier des Jubiläums-Anlasses hielt Regierungsrat Christoph Brutschin eine Festansprache, welche allen in Erinnerung rief, dass Behinderte und Betagte im Alltag mit vielen Hindernissen zu kämpfen haben. Das dürfe nicht sein – hier sind Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gefragt – und gefordert. Aber auch der Kanton Basel-Landschaft war würdig vertreten.

    Mit Hannes Schweizer war der höchste Baselbieter am Anlass. Der ehemalige Nationalliga-­Fussballer präsidiert heuer den Landrat. Auch der SP-Politiker unterstrich, dass die IVB jene Institution ist, welche den Alltag für Menschen mit Behinderungen respektive Betagte leichter macht. Dank des Einsatzes von vielen Leuten (auch Freiwilligen), die garantieren, dass die Rechte dieser Menschen würdig vertreten und praxisnah umgesetzt werden können.

    Einsatz für Behinderte und Betagte: IVB-Präsident Marcel W. Buess, Landrat Georges Thüring, MANOR-Direktor Alain Bücheli und Christoph Brutschin, Regierungsrat des Kanton Basel-Stadt (von links nach rechts)

    Einkaufen per Mausklick…
    Heuer nahmen rund 200 Menschen das Angebot war, um in Ruhe ihre Weihnachtseinkäufe tätigen zu können. Dass wir im Zeitalter der Computer- und Digitalisierung leben, ist keine neue Weisheit. Social Media sind Alltag – und so erstaunt es nicht, dass früher, vor dem Internet-Zeitalter, bis zu 700 Menschen jeweils diesen Abendverkauf besuchten. Einkaufen per Mausklick lässt sich anscheinend nicht stoppen respektive auch nicht mehr rückgängig machen … Oder wie es Marcel W. Buess und andere Anwesende unisono ausdrückten: «Man kommunizierte noch auf eine direkte, natürliche Weise miteinander.»

    Und hier noch einige statistische Angaben: Am vorletzten Dienstag standen sechs Roll-stuhl-Fahrzeuge im Einsatz. Die IVB war mit 14 Mitarbeitenden vor Ort. Dazu kamen 50 Samariterinnen und Samariter aus 14 Vereinen – von Läufelfingen, Therwil bis Riehen. Beim abschliessenden Apéro blieb genügend Zeit, um sich auszutauschen. Und allen, Behinderten, Betagten und Anwesenden, wurde bewusst, welche Bedeutung dieser Abendverkauf hat. Damit nahm Basel wieder einmal eine Vorreiterrolle ein

    Jordi Küng


    Pionierleistung

    Im Jahre 1932 wurde die IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel unter dem Namen «INVALIDEN-VEREINIGUNG BASEL (IVB)» als soziale, politisch und konfessionell neutrale Selbsthilfeorganisation gegründet. Seitdem verfolgt sie konsequent und professionell ihre selbstgesteckten Ziele, die laufend den aktuellen gesellschaftspolitischen und medizinischen Gegebenheiten angepasst werden:

    • Gesellschaftliche Integration und Zusammenschluss aller Behinderten und Betagten
    • Aktive Hilfe für in Not geratene Behinderte und Betagte
    • Kostenlose Rechts- und Sozialberatung
    • Vertretung der Behinderten und Betagten bei Behörden und in anderen sozialen und politischen Organisationen
    • Förderung der kulturellen Interessen
    • Pflege der Freundschaft unter den Mitgliedern
    • Fundierte periodische Information der Mitglieder mittels vereinseigener Zeitung «IVB-Noochrichte»
    Vorheriger ArtikelTraum- und Trendberuf
    Nächster Artikel«Bloss nicht in Schockstarre verharren!»