Bloss die Nerven nicht verlieren…

    Baustellen-Chaos und «Problem-Plätze» – Auch im 2023 wird es in Basel nicht an «Aufreger»-Themen mangeln

    Für die Nachhaltigkeit, wie beispielsweise die Einsparung von jährlich 77’000 Tonnen CO2, müssen die Baslerinnen und Basler leiden. Aber auch all jene, die aus der ganzen Region Nordwestschweiz und aus dem Dreiland aus verschiedensten Gründen in die Stadt strömen. Basel-Stadt verpasste sich Ende November 2022 das ehrgeizigste Klimaziel der Schweiz und das hat seinen Preis.

    (Bilder: Bildarchiv Kanton Basel Stadt) Ob der Centralbahnplatz oder der Aeschenplatz – auch 2023 werden diese beiden «Problem-Knotenpunkte» zu reden geben.

    Mitte Januar 2023 liess Joël Thüring, seines Zeichens Grossrat des Kantons Basel-Stadt, Bürgergemeinderat der Stadt Basel und Fraktionsvizepräsident der SVP Basel-Stadt seinem Unmut freien Lauf. Es ging um die aus seiner Sicht massiv verfehlte Planung der Zonen rund um den Bahnhof SBB. In seiner BaZ-Kolumne wetterte er über die Zustände am Centralbahnplatz. Unter anderem ging es um die quasi «Besetzung» des Vorplatzes und der Bänke durch laute, gröhlende Randständige und um die latent leidige Verkehrsführung, die weder für die ÖV noch für Fussgänger/innen oder Fahrradfahrer/innen akzeptabel sind. Aber auch kritisiert er die Planung und den Nutzwert auf der anderen Seite der ebenso viel monnierten, zu engen und geringen Wertschöpfung der Passerelle beim Gundeli rund um den Meret Oppenheimer Platz. Diese sehr kritische Einstellung der Lage rund um den Bahnhof SBB und speziell bezüglich des Centralbahnplatzes hat Joël Thüring gewiss nicht exklusiv. Und nun wird die SBB im Auftrag des Bundes von 2023 bis 2025 die Perronanlage im Bahnhof Basel SBB ausbauen. Das 180-Millionen-Franken-Paket umfasst ein zusätzliches Perron auf der Südseite und eine provisorische Passerelle westlich der bestehenden Passerelle. Dies wird mal wieder für eine weitere Grossbaustelle sorgen begleitet von den üblichen Einschränkungen für die Anwohner/innen und Gewerbetreibenden – speziell auf der Gundeli-Seite.

    Das Jahr 2023 wird der Stadt Basel also kaum Entspannung bringen bezüglich Baustellen-Einschränkungen. Denn das Basler Baustellenjahr 2023 wird von weiteren zahlreichen Strassen- und Geleise-Sanierungen und dem forcierten Ausbau des Fernwärmenetzes geprägt sein. Bis zum Jahr 2037 sollen 60 Kilometer neue Leitungen gebaut werden und 70 Prozent der Basler Haushalte ans Fernwärmenetz angeschlossen werden (Quelle: Bau- und Verkehrsdepartement).

    Mit dem massiven Ausbau des Fernwärmenetzes bis 2037 können gemäss Mitteilung des Bau- und Verkehrsdepartements jährlich 77’000 Tonnen CO2 eingespart werden. Basel-Stadt verpasste sich Ende November 2022 das ehrgeizigste Klimaziel der Schweiz.

    Das ehrgeizigste Klimaziel der Schweiz
    Mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes bis 2037 können gemäss Mitteilung des Bau- und Verkehrsdepartements jährlich 77’000 Tonnen CO2 eingespart werden. In den letzten beiden Jahren ist das Fernwärmenetz im Kanton Basel-Stadt um etwa 5,5 Kilometer gewachsen. Die Heftigkeit, wie einige Bau- und Sanierungsvorhaben voran getrieben werden, hat einen Grund: Basel-Stadt verpasste sich Ende November 2022 das ehrgeizigste Klimaziel der Schweiz. Die Stimmberechtigten hatten sich damals mit einem Ja-Stimmenanteil von 64,1 Prozent für den Gegenvorschlag zur Klimagerechtigkeitsinitiative ausgesprochen und ein Netto-Null Ziel beim Treibhausgas-Ausstoss bis 2037 beschlossen. Und so werden 2023 die Industriellen Werke Basel (IWB) die Fernwärme unter anderem im Gellert, im unteren Kleinbasel und im Wettsteinquartier ausbauen.

    Das wird eine Geduldsprobe
    Die nächste Grossbaustelle kommt ab Mitte Februar auf uns zu: Die Erneuerung des Dreispitzknotens steht an. Die Bauarbeiten dauern dann bis voraussichtlich Ende 2024. Die Münchensteinerstrasse in Fahrrichtung Münchenstein wird bis Mitte 2024 zwischen Dornacherstrasse bis Leimgrubenweg für den Strassenverkehr gesperrt. Eine Umleitung wird signalisiert. In den Sommerferien ist während sechs Wochen ein Tramersatz mit Bussen auf den Linien 10 und 11 vorgesehen. Geplant sind unter anderem durchgängige Velostreifen und acht zusätzliche neue Bäume.

    In der Innenstadt werden ab Frühjahr die Petersgasse und die Herbergsgasse umgestaltet. Von Mitte April bis Herbst 2025 wird es rund um den Claraplatz und der Clarastrasse sowie am Riehenring zwischen der Riehenstrasse und der Klingentalstrasse laut und einschränkend für Anwohnende und Verkehr. Ab September 2024 wird ausserdem während 15 Wochen eine Strassensperrung in der Clarastrasse und Tramersatz mit Bussen notwendig. Die Erneuerung der Gleisanlagen an der Hardstrasse werden ebenso Einschränkungen verursachen und zu Trambehinderungen führen (ab Anfang April 2023 wird während zwölf Wochen ein Tramersatz mit Bussen auf der Linie 14 eingesetzt). Ab September bis Dezember 2023 werden zudem die Gleise auf der Margarethenbrücke erneuert. Dies führt zu einem Tramersatz mit Bussen auf den Linie 2 und 16.

    Natürlich winkt nach der Geduldsprobe während der Durchführung der Instandhaltungsaufgaben für alle mittelfristig ein Mehrwert in Form einer intakten und zeitgemässen Gesamtinfrastruktur. Dennoch sorgt die Kummulierung der Grossbaustellen seit Jahren für Unmut.

    Wie kriegt man die Verkehrsströme am Aeschenplatz und Centralbahnplatz in den Griff?

    Centralbahnplatz und Aeschenplatz als Sorgenkinder
    Was die Gemüter eben auch erhitzt, sind die «Problem-Plätze», die eigentlich als Vorzeige-Piazzas herhalten sollten: Die Situation am Centralbahnplatz sorgt natürlich bei vielen für Unverständnis und auch für den chronisch überbelasteten Verkehrsknotenpunkt Aeschenplatz scheint es keine befriedigende Lösung zu geben. Für die Optimierung und Umgestaltung des Aeschenplatzes hatte eine Parlamentskommission im Herbst 2022 Varianten geprüft und ihren Favoriten vorgestellt. Dies sorgte – fast erwartungsgemäss – für erhitzte Gemüter. Denn die Umgestaltung wäre einschneidend und Traminseln sowie -Haltestellen würden aufgehoben werden. Der Plan: Herzstück der rund 1,4 Millionen Franken teuren Aufwertung soll ein Grosskreisel sein, der sich von der St.-Jakobs-Strasse bis zum Brunngässlein erstreckt und sämtliche Verkehrsachsen miteinander verbindet. Die Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (Uvek) hatte Ende 2022 den regierungsrätlichen Vorschlag geprüft und ihr Fazit vorgestellt: Die Kommission unterstütze den Vorschlag «nach intensiver Beratung», hiess es in einer Mitteilung. Grundsätzlich wolle man folgendes erreichen: Ein übersichtlicheres Verkehrssystem, die Reduktion der Konfliktstellen und damit eine höhere Verkehrssicherheit, eine Konzentration der Fussgängerströme und demnach auch einfachere Orientierung, bessere Haltestellensituationen für die Tram- und Buslinien und eine erhöhte Netzflexibilität durch die neue Tramverbindung durch die Gartenstrasse.

    Das Jahr 2023 wird demnach für die Mitarbeitenden des Bau- und Verkehrsdepartement und für Regierungsrätin Esther Keller (GLP) also alles andere als langweilig und für hitzige Diskussionen ist gesorgt.

    JoW/ChSt.
    Div. Quellen


    Keine «halben Sachen» bei der SBB

    Besonders viel saniert, optimiert und gebaut wird rund um den Bahnhof SBB. Hier eine Zusammenfassung der Pläne:

    Die SBB setzt zurzeit die Perronhallen im Bahnhof Basel SBB instand und gestaltet diese mit einer neuen Beleuchtung heller und freundlicher. Zudem verbessert sie die Kundenlenkung mit neuen Lautsprechern und digitalen Perronanzeigen. Ebenfalls werden an der Peter Merian-Brücke Instandshaltungsarbeiten durchgeführt. Die Strassenüberführung überquert kurz vor dem roten Postreitergebäude die östliche Einfahrt des Bahnhofs Basel SBB. Ziel ist, die Lebensdauer der Brücke nochmals um 25 bis 30 Jahre zu verlängern. Die Grundeigentümer, die Post und SBB Immobilien, planen anstelle des heutigen Postreitergebäudes in der östlichen Einfahrt des Bahnhofs Basel SBB eine neue Überbauung: das Nauentor.

    Ausserdem: Im Bahnhof Basel SBB hatte SBB Immobilien bekanntermassen während vier Jahren bis Ende Juni 2021 den Westflügel erneuert und in seiner ursprünglichen, historischen Ambiance belassen. Die Projekte der SBB Division Immobilien sind weder Teil von Ausbauschritten des Bundes noch sind sie mit Bundesgeldern finanziert. Das langfristige Ausbauziel für den Bahnknoten Basel umfasst eine neue unterirdische S-Bahn-Verbindung zwischen Basel SBB und Basel Badischer Bahnhof mit einer neuen Haltestelle «Basel Mitte» und einer Abzweigung Richtung Basel St. Johann und Frankreich. Im Bahnhof Basel SBB soll ein Tiefbahnhof eingebunden werden. (Quelle: SBB)

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